Schönste Zeit

Welch ein großartiger Zufall, dass wir beide uns hier treffen
Komm, ich geb dir in der Bar dort einen aus
Und dann lass uns noch mal schwelgen in den guten alten Zeiten
Unserer Schule, diesem wunderschönen Haus

Gut, wir haben miteinander dort zwar kaum ein Wort gesprochen
Aber komm, lass uns für heut so tun als ob
Heut werf ich dir keine Phrasen und du mir nicht meinen Turnschuh
Sondern geschönte Erinnerung an den Kopf

Weißt du noch, Gaby und Peter knutschten damals bei Frau Meyer
Und die warf sie aus der Klasse, hahaha
Meinst du nicht, wie damals hätt es ewig bleiben müssen
Und ich grinse nur und denk mir: Ist schon klar

Das war die schönste Zeit im Leben
Wie schon mancher Nostalgielyriker schrieb
Was Spaß macht war verboten
Und wir büffelten für Noten
Doch es war die allerschönste Zeit
Allein schon aus Prinzip

Und wir starben für das Lächeln unserer ausgesuchten Traumfrau
Haben uns für ihre Sympathie gequält
Doch was wir für Liebe hielten war in Wahrheit nur Hormonstau
Aber damit stand und fiel die ganze Welt

Und aus Angst, dass sie und andere mich so nicht akzeptierten
Da erschuf ich mir ein völlig neues Ich
Und die Jungs, die sich vor kurzem noch vor allen so genierten
Machten sich im Kollektiv nun lächerlich

Und nach der Pubertät war es sowieso zu spät
Man hatte ohnehin sein Image weg
Jede Clique stand, man hat sich ach so gut gekannt
Und zog sich wohl gerade deshalb durch den Dreck

Das war die schönste Zeit im Leben
Mann, was hatten wir uns damals alle lieb
Doch mit Alkohol im Blut
Da war alles wieder gut
Weshalb die Abiparty doch harmonisch blieb

Das war die schönste Zeit im Leben
Sicher war auch ich ein echt seltsamer Typ
Aber heute ist mir klar
Warum ich all das damals war
Denn es war die allerschönste Zeit
Allein schon aus Prinzip

Gut, auch ich werd langsam älter, doch ich frag mich immer öfter
Was ist daran denn nun so unangenehm
Denn was damals gut und schön war, kann ich heute auch mit anderen
Aber dafür weiß ich wenigstens mit wem

Und du redest immer weiter, ohne selbst daran zu zweifeln
Mensch, was haben wir nicht damals so getrieben
Du, ich freu mich, dich zu sehen, aber wenn ich ehrlich bin
Die wahren Freunde sind dann auch bis heute Freund geblieben

Das war die schönste Zeit im Leben,
Mann, was bin ich froh, das davon nicht viel blieb
Denn wir wussten in den Jahren
Nicht mal wirklich, wer wir waren
Doch es war die allerschönste Zeit
Allein schon aus Prinzip

©  2008 Kai-Olaf Stehrenberg

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