Erbarme dich meiner

Mein Pfandgut ist fast schon hundert Euro wert
Und meine Wäsche stapelt sich
Fast so hoch wie mein Altpapier
Wer meine Wohnung durchschreitet stolpert unweigerlich

Bei meinen grauen Fenstern hat die Sonne keine Chance
Ich hab seit Tagen nicht gelüftet, riechst du auch diese Schwüle
Wobei, das was du riechst, das kommt aus dem Kühlschrank
Und überhaupt, was wächst da grade aus meiner Spüle

Hey Liebling, das kannst du doch nicht wollen
Wie lange soll ich dich noch so lieb ansehen und schmollen
So kann das doch nicht weitergehen, ich bitte dich
Erbarme dich meiner, heirate mich

Denn wenn du bei mir bist, fühl ich mich wie bei Mama
Als die Wäsche noch gebügelt und das Zimmer sauber war
Und was immer sie gekocht hat, es war ganz wunderbar
Seit ich alleine wohne ess ich nur noch Tiefkühlpizza

Deshalb kann ich dir versprechen, ich lass dich niemals allein
Deshalb bin ich mir so sicher, das mit dir muss Liebe sein
Denn seit du bei mir bist, find ich selbst in der Dusche Platz zum Stehen
Ja, je mehr ich überlege, du bist wirklich wunderschön

Und dass ich hier im Dreck erstick, das kannst du doch nicht wollen
Wie lange soll ich dich noch so lieb ansehen und schmollen
So kann das doch nicht weitergehen, ich bitte dich
Erbarme dich meiner, heirate mich

Und das Geld, das ich verdiene, bleibt nicht lange bei mir
Ich investiere es in CDs, in DVDs und Bier
Dabei kaufte ich davon so gerne andere Dinge
Wie rote Rosen, Schuhe, Ketten und zwei goldene Ringe

Auch für dein weißes Kleid komm ich natürlich gern auf
Geht dafür auch bestimmt mein Erspartes drauf
Du glaubst, dass ich dich liebe, doch ich glaub noch viel mehr
Nämlich dass auf Dauer eine Putzfrau noch teurer wär

Hey Liebling, das kannst du doch nicht wollen
Wie lange soll ich dich noch so lieb ansehen und schmollen
So kann das doch nicht weitergehen, ich bitte dich
Erbarme dich meiner, heirate mich

©  2008 Kai-Olaf Stehrenberg

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